Anna Czerlitzki vor Oskar Dawickis “Telezakupy”, Foto privat

Initiative, die: Substantiv, feminin. Fähigkeit, aus eigenem Antrieb zu handeln. Czerlitzki, Anna: 1984 in Polen geboren, in Deutschland aufgewachsen, Studium der Kunstgeschichte, Heirat mit einem Polen, gemeinsamer Sohn. Beide zusammengenommen ergibt W1111, eine spannende binationale Ausstellung.

Ein halbes Jahr lang ist Anna Czerlitzki immer wieder nach Warschau gereist und in die Kunstszene der Hauptstadt Polens eingestiegen. Sie empfand die Stadt, in der einerseits Kapital und Business die Strippen ziehen und andererseits, mehr noch als in Lodz, Krakau und Posen, Polens Künstler wirken, als vital und pulsierend.

In der Worringer Straße 57 in Düsseldorf betrete ich einen Raum mit Charakter. Einen, den man sich auch nach Jahren noch merkt. Nicht nur, weil ich nach zwei Stunden durchgefroren bin bis auf die Knochen – trotz der riesigen Heizung, die ich kurz mit einem Kunstwerk verwechsle. Der erste Stock des Industriegebäudes bedeckt nur die Hälfte des Erdgeschosses, man kann, von einem weißen Geländer zurück gehalten, hinunter schauen. Von der Decke hängen Stahlstreben, das Gemäuer ist sehr präsent, ebenso wie der Holzboden. Authentisch ist das hier, geht mir durch den Kopf. Und weit – viel Platz, den dieses Jahr auch schon Katharina Grosse und ihre Klasse zu schätzen wussten. In einer Ecke stehen vereinzelt Pflanzen um einen schlichten Schreibtisch gruppiert. Es handelt sich um Relikte einer Performance von Konrad Smoleński. Irgendwann müssen sie wieder zurückgegeben werden, aber Kuratorin Anna Czerlitzki weiß gar nicht mehr so genau, wem welche gehören.

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